AAG 1986 – Dublin
Olpenitz (D) – Den Helder (NL) – Portsmouth (GB) – Dublin (IRL) – Frereikshavn (DK) – Olpenitz (D)
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Datum | 27.05. – 13.06.1986 |
Aufenthalt in Dublin | ???? |
Teilnehmende Einheiten | S 63 Geier, ??? |
Gefahrene Seemeilen | ??? |
Bericht von Stefan Gerold
Ich weiß noch als wäre es gestern. Wir liefen in Kiel Holtenau auf die Einfahrt des Nord-Ostsee-Kanals zu, da ratterten die Fernschreiber und anhand der Adressaten konnte man sofort sehen: Nato-Alarm, die gesamte westliche Welt wollte – natürlich nur zur Übung – verteidigt werden. Kaum hatte ich den meterlangen Befehl abgerissen, kam noch ein zweiter, kurzer hinterher und zwar vom Geschwaderkommandanten: „Nato-Alarm geht uns nichts an, wir machen Kanaltaufe!“ Scheiße, dachte ich, das kann ja was werden – schließlich war ich unter den Täuflingen. Die Taufe war dann auch recht zünftig, habe mir danach die Seele aus dem Leib gekotzt.
In Den Helder hatten dann alle Schiffe Landgang, nur wir hatten natürlich Wache. Im englischen Portsmouth durften wir dann endlich von Bord – wehe, wenn sie losgelassen…
Von da aus ging es durch eine recht stürmische Irische See Richtung Dublin. Unterwegs haben wir noch irgendwelche Fischer überfallen und Jakobsmuscheln eingetauscht, die Smut Bernd Helm mit einer Weißwein-Soße aus dem Bordsekt (hieß er nicht Duc de la Sac?) und Gemüsestreifen zubereitet hat. Den Geschmack werde ich nie vergessen. Jeder durfte nur 5 Stück essen, da sonst ein Eiweißschock gedroht hätte und so viel Hängolin hatten wir wohl nicht an Bord.
Bevor wir in Dublin einlaufen durften, mussten wir noch ein Manöver mit den Iren fahren. Die hatten allerdings nur etwa sieben umgebaute Fischkutter und haben uns nicht so richtig gefunden. Derweil lagen wir vor Dublin auf Reede, und haben die ein oder andere Pulle beim Grillex gelenzt. Da es Sonntag war, kamen viele zivile Boote und umkurvten unser Päckchen. Und da kam diese Windbö und die Heckflagge ging über Bord – ganz übel. Doch so ein Freizeitkapitän fischte das heilige Hoheitszeichen auf und ging längseits, um uns die Flagge zurück zu bringen. Der Alte, Korvettenkapitän Hugo Haas, lud galant den Skipper und seine Frau zu uns an Bord auf ein Leckerli ein. Der rief in seine Kajüte und zum Vorschein kamen die Rosen Irlands, gleich drei Töchter des Skippers und auch sie folgten der Einladung an Bord – ganz großes Hallo! Den Rest könnt ihr euch ja denken…
The German Fleet – sailing in
Am nächsten Morgen ging es den Fluss Liffey hoch in die Innenstadt, wo wir irgendwo ziemlich zentral fest gemacht haben. Vorher aber mussten wir eine Zugbrücke passieren und hielten den gesamten Verkehr ziemlich lange auf. Au Backe, dachte ich, das wird wieder das ein oder andere Scharmützel wie in England geben, wir führten uns ja gerade super ein. Aber im Gegenteil, die Iren jubelten uns zu, schmissen mit vollen Bierdosen und das ein oder andere Mädel zeigte recht eindeutig seine blanken Vorzüge. Mittags durften wir dann mit Kieler Knabenanzug an Land. Als erstes fiel mir eine druckfrische Mittagszeitung in die Hand. Auf dem Titel war ein Bild von unserem Einlaufen und die Überschrift: The German Fleet – sailing in. Die Redakteure waren wohl so von unseren 10 Booten plus Tender Donau und Versorger beeindruckt, dass sie in dem festen Glauben waren, dass dies die gesamte Deutsche Flotte sein musste, denn die Iren hatten ja nur ungefähr insgesamt sieben Schiffe.
Von den zahlreichen Unternehmungen an Land ist mir ganz besonders in Erinnerung geblieben, dass ständig Mädels ankamen und sich mit uns in erster Geige fotografieren lassen wollten. Dazu gab es meist ein Küsschen und ein gehauchtes „welcome to Ireland“ – es war das Paradies. Nett war auch der Abend, als wir in einer Kneipe die WM 86 am Fernseher verfolgten und England gegen Argentinien im Viertelfinale 1:2 verlor. Der Wirt war so begeistert von der Niederlage des verhassten Nachbarn, dass es danach Freibier gab. Der Rest vom Irland-Aufenthalt ist mir irgendwie entfallen. Nur dass es nachts immer verdammt schwer war, über die Stelling wieder an Bord zu gelangen, das weiß ich noch.
Sturm in der Nordsee
Zurück ging’s rund um Schottland, wo wir irgendwo Whisky in einer einsamen Destille gebunkert haben und dann erwischte uns ein schwerer Sturm in der Nordsee, wo alle Boote schwere Schäden davon trugen. Die Schrauben drehten häufig frei und wir machten teilweise kaum Fahrt über Grund. Etwa drei Viertel der Besatzung fiel mit schwerem Würfelhusten aus und dem Rest war Angst und Bange. Aber letztendlich sind wir doch nach Hause gekommen. Eine Reeling hatte keines der Boote hinterher mehr, unser Wellenabweiser vorn war schwer angegriffen, andere Boote hatte es noch schlimmer erwischt.
Ergänzung von Thorsten Küchler
„Ja, es war genau so wie du es schilderst. Im NO-Kanal kam der Funkspruch der mit „Rambo-Rambo-Rambo“ den Nato-Alarm ausrief. Nun hatten wir ja den S2 an Bord, der als Kommandeur die AAG leitete. Haas war gleich im Modus, aber der S2 nahm ihm den Befehl aus der Hand, las ihn, überlegte kurz und meinte wörtlich „Kanal-Taufe hat Vorrang“. Und genau diesen Funkspruch haben wir dann an das Geschwader weitergegeben. Leider zu unserem gemeinsamen Leidwesen, denn ich mußte mich der Taufe ja ebenfalls unterziehen (war aber trotzdem cool).
Von da aus ging es über Den Helder (Schießen) dann tatsächlich nach Portsmouth. War der einzige Landgang, zu dem wir keine Geige anziehen durften. Aus gutem Grund, denn da gabs aufs Maul, wie die Kameraden der „USS State of Maine“ leidvoll erleben mussten. Dann rüber nach Dublin, genau wie du es beschrieben hast. Von dort aus in die Spitze von Schottland. Wir haben am Loch Eriboll geankert und dort hat Bernd die Jakobs-Muscheln von den Tauchern erstanden, die in der Bucht mit Ihrem Schlauchboot die Seefrüchte geerntet haben.
Dann rüber nach Norwegen in den Fiesta-Fjord. Und da gabs kräftig See-Hack, So doll, dass es das Funkgerät aus der Halterung gerissen hat. Von da über Frederikshavn gings dann wieder nach Hause.“
Kann jemand den Bericht vom Puster noch weiter ergänzen oder hat selber Lust, seine Erinnerungen oder Fotos beizutragen? Infos bitte über das Kontaktformular.