Mach et joot, Patsche!

Norbert Pache

Wenn einer Geier gefahren ist, dann Norbert Pache. Um die 10 Jahre Stehzeit hatte „Patsche“ in den wilden 80ern auf dem Stolz der Ostsee.

Jeder von uns hatte einen Lieblingsplatz an Bord. Mancher lag gern nachts hinten auf den Leinen und guckte auf See in den fantastischen Sternenhimmel, mancher stand am liebsten vor der Kombüse, um dem Smut was abzuschnorren und mancher freute sich ganz einfach bei der Einlaufmusterung, weil da das wohlverdiente Einlaufbier nicht mehr fern war. „Patsche“ liebte die OGR 7/3, die optische Richtsäule an Oberdeck, von wo aus man die Kanonentürme manuel bedienen konnte. „Das war er, unser Ari. Wenn man keine Lust auf Schießen hatte, Pache in die OGR und der Flieger mußte nen neuen Luftsack holen“, erinnert sich Smut Bernd Helm. „Und das beim ersten Schuss“, kommt auch bei Thomas Sabath noch heute fachliche Anerkennung durch.

Mach et joot, Patsche!

Auch sein ehemaliger Kommandant Wilhelm Müller hat ihn in guter Erinnerung: „Pache war schon ein besonderer Kerl. Er war bei allen an Bord beliebt, und er war pfiffig und selbstbewusst.“ An eine Geschichte erinnert sich Wilhelm noch ganz besonders: „Wir waren irgendwo auf See bei fürchterlichem Wetter, die Brücke war längst geräumt und das Betreten des Oberdecks veboten. Wer konnte, verholte sich unter Deck auf Koje. Nur einer fiel mir besonders auf: das war Pache. Der hatte sich nämlich heimlich in seine OGR 7 verholt und sagte mir grinsend als Begründung, dass sei der einzige Platz an Bord, wo es nicht nach Erbrochenem rieche. Ich konnte ihm einfach nicht böse sein.“

Norbert Horst Pache, geboren am 11.3.1961 in Bad Cannstatt, wuchs in Ringsheim auf. Nach einer Lehre zum Stahlbauschlosser zog es ihn 1979 zur Marine. Nach seiner Zeit auf dem Geier wirkte er noch zwei Jahre als Ausbilder auf der Gorch Fock, ehe er 1991 ins Zivilleben zurückkehrte. „Ja, ,Patsche‘ war schon ein lieber Kerl! Ich hab mich immer gut mit ihm verstanden“, sagt auch Thomas Muno.

Nach der Bundeswehr studierte er ab 1992 Informatik, Fachbereich SAP. 1995 wurde Sohn Daniel geboren, 1997 folgte Tobias. Tja, und wie heißt noch der alte Geierspruch: Wir sind eigentlich alle so geblieben, wie wir waren. Nur die Frauen haben sich geändert.

Am 14.2.2005 wagte auch Norbert den zweiten Versuch und küsste seine Angie inniglich auf dem Standesamt. Dass es dabei nicht geblieben ist, zeigt 2007 die Geburt von Katharina und 2008 von Alexander. „Patsche“ lebte nach der Marinezeit in Frankfurt am Main, von 2000 bis 2006 in Usingen. Danach ging es nach Bayern, Landsberg am Lech.

„Norbert arbeitete bis zu seinem Tod als selbstständiger Informatiker. Weltweit als einer der Besten seines Fachs“, ist die Angie stolz auf ihren Kerl. „Patsche“ starb am 15.2.2021 nach einer Sepsis. Seine Beisetzung war an seinem Geburtstag am 11.3.2021, wo er 60 Jahre alt geworden wäre. Er liebte Billardspielen, er war großer Star-Trek-Fan, er liebte Mon Cherie und seine Kinder waren sein ein und alles.

„Er war immer lieb und hatte immer einen blöden Spruch auf Lager. Er fehlt mir ganz schrecklich“, schreibt seine Angie. Er fehlt uns allen.

 

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